Raufaser

Essen aus Plastikschalen. Leere Flaschen auf dem Boden. 

Mein Rücken schmerzt. Mein Kopf dröhnt. 

Zu lange liege ich schon hier.

Ich weiß nur dass schon wieder Abend ist, weil es dunkel geworden ist. 

Jedes Zeitgefühl verloren. Ich weiß, dass es schon lange so geht. Doch hat dieses dumpfe Gefühl noch nicht nachgelassen.

Noch immer warte ich auf etwas Großes. Oder ist das jetzt mein Leben? Wann kommt der laute Knall, das Erwachen? Oder bin ich es selbst. Bin ich der Mensch der mich hier raus holt?

Sooft gelesen, dass wir selbst die Veränderung schaffen. Wir die Veränderung sind.

Ich verstehe diese Zeilen, doch hab nicht den leisesten Schimmer was zu tun ist.

Mein Herz liegt kauernd in der Ecke. Seit Ewigkeiten will es nichts. Einfach nichts.
Keine warme Decke, keine vorsichtige Berührung. Nicht einmal warme Worte.

Mein Körper kraftlos. Hin und wieder bereit für Nahrung.
Mehr weil er muss, weil er denkt damit etwas zu füllen.

Nicht weil er will. Nichts, was ihm vielleicht wirklich gut tun könnte.

Am liebsten nimmt er Wein. Der betäubt nicht nur den Körper, sondern auch die Seele.

Doch meistens hat er nicht mal dazu Muße.

Alles geschmacklos, so fad. 

Ich starre an weiße Wände. In manchen Ecken kommt die Tapete herunter.

Manchmal fasse ich vorsichtig die Raufasertapete an. Schaue ob ich noch etwas spüre. Schweife mit meinem Blick über die abertausend Punkte. Ein Auf und Ab. Kein Ende in Sicht.

Nur der Raum um mich herum. 

Er kommt mir vor als wäre er kleiner geworden in der letzten Zeit. Fast schon enger.

Als hätte die Welt keinen Platz mehr.

Ich wünschte ich könnte schreien. Doch eigentlich bin ich froh, dass ich es schaffe zu atmen.

Irgendwann schreit die Welt stop. Ich weiß es. Ich will es glauben. Ich muss es glauben.

Und ich werde vorsichtig heraustreten. Frische Luft atmen. Vorsichtig in die Sonne blinzeln.

Feststellen, ich lebe noch. Und die Welt mit mir.